Herren 1 / Korbball ETF Lausanne / SILBER
- Philippe Ischer
- 15. Juni
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Juni
Vom 14./15. Juni 2025 in Lausanne:
Ein Höhepunkt im Leben jedes Korbballspielers stand bevor – das nur alle sechs Jahre stattfindende Eidgenössische Turnfest. Ein einzigartiges Ereignis!Unser Damenteam in der Elite legte bereits am Freitag erfolgreich vor und qualifizierte sich für die Finalrunde am Sonntag.
Am Samstag kämpften bei der Elite der Herren insgesamt 16 Teams in vier Gruppen um den Einzug in die Finalrunde. Wir reisten frühmorgens mit dem Zug nach Lausanne – bereit und hochmotiviert. Auch wenn die Vorrunde der Meisterschaft nicht optimal verlaufen war, hatten wir hohe Ziele. Eine gute körperliche und mentale Vorbereitung war entscheidend, denn die Belastung an einem solchen Turnier ist deutlich höher als an einer Meisterschaftsrunde. Deshalb wurde unser Kader auf zehn Spieler erweitert. Nicola Borer wurde erstmals in die 1. Mannschaft aufgeboten – ein Schritt, der unsere zweite Mannschaft zwar schwächte, unseren jungen Spielern dafür aber mehr Einsatzzeit und wertvolle Erfahrung ermöglichte.
Gruppenphase vom 14. Juni:
TV Erschwil 1............................. 7
Zihlschlacht 1............................ 6
Zum Auftakt des Turniers trafen wir auf Zihlschlacht 1 – die einzige weitere NLA-Equipe in unserer Gruppe. Nach der knappen Niederlage in der Vorrunde der Meisterschaft waren wir gewarnt. Das Spiel verlief ausgeglichen und war ein zäher Auftakt für beide Teams. Am Ende durften wir einen knappen 7:6-Sieg feiern – ein enorm wichtiger erster Schritt für das Weiterkommen.
TV Erschwil 1............................. 20
TV Nunningen 2....................... 3
Im zweiten Spiel gegen Nunningen 2 standen wir defensiv sehr stabil, während die Offensive ins Rollen kam. Wir liessen nicht locker und gewannen klar.
KG Hochwald-Gempen........... 8
TV Erschwil 1............................. 14
TV Eggethof.............................. 9
TV Erschwil 1............................. 12
Auch gegen die NLB-Teams Hochwald-Gempen und Eggethof konnten wir uns durchsetzen und machten den Einzug in die Finalrunde vorzeitig perfekt.
TV Menznau 1............................ 14
TV Erschwil 1............................. 19
Im abschliessenden Gruppenspiel gegen Menznau mussten wir nichts mehr riskieren. In einem offensiv geprägten Spiel mit vielen Körben auf beiden Seiten setzten wir uns dennoch souverän durch.
Ungeschlagen beendeten wir die Gruppenphase und konnten uns auf den Sonntag vorbereiten – Regeneration, Auslaufen und Dehnen standen im Mittelpunkt.
Mit 5 Siegen aus 5 Spielen belegt unser erstes Herrenteam den ersten Platz in der Gruppenphase. Somit wird am morgigen Sonntag in der Finalrunde um den Turnfestsieg gespielt.
Finalrunde vom 15. Juni:
Die Finalrunde wartete mit einigen Überraschungen auf. Mehrere Titelanwärter mussten bereits früh die Heimreise antreten.
TV Meltingen........................... 11
TV Erschwil 1............................ 12
Wir starteten gut in die Partie gegen Meltingen und punkteten regelmässig. Meltingen blieb aber hartnäckig dran. In einem umkämpften Spiel sicherten wir uns mit einem knappen Sieg zwei wichtige Punkte.
TV Büsingen............................. 8
TV Erschwil 1............................ 7
Gegen Büsingen entwickelte sich ein wahrer Krimi. Nach deren Niederlage gegen Neukirch-Roggwil standen sie unter Zugzwang. Wir mussten uns nach einem spannenden Spiel denkbar knapp mit einem Korb Unterschied geschlagen geben – unsere erste Niederlage im Turnier.
Neukirch-Roggwil.................... 10
TV Erschwil 1............................ 15
Neukirch-Roggwil war mit zwei Siegen perfekt in die Finalrunde gestartet. Unsere Ausgangslage war klar: Nur ein deutlicher Sieg würde uns den Einzug in den Halbfinal ermöglichen. Wir zeigten eine starke Reaktion – die Offensive lief wieder rund und wir konnten bereits in der ersten Halbzeit mit bis zu fünf Körben in Führung gehen. Obwohl Neukirch-Roggwil versuchte zu kontern, hatten wir stets die passende Antwort. Wir kontrollierten das Spielgeschehen und liessen nichts mehr anbrennen. Mit einem überzeugenden 15:10-Sieg zogen wir als Gruppensieger ins Halbfinale ein!
Halbfinal vom 15. Juli:
TV Erschwil 1………………… 7
Altnau-Kreuzlingen………… 4
Im Halbfinale trafen wir auf Altnau-Kreuzlingen – ein bekanntes Team, gegen das wir zuletzt im Cup gespielt hatten. Das Spiel verlief ausgeglichen, zur Halbzeit führten wir knapp. Doch dann zog ein Gewitter über das Gelände, starker Wind kam auf. Das Spiel wurde taktischer, Würfe von aussen waren kaum mehr möglich, und beide Teams gingen kein Risiko ein. Wir fokussierten uns auf eine kompakte Verteidigung im Zentrum und fanden trotz enger Deckung offensive Lösungen. In der zweiten Halbzeit liess Altnau kaum noch gefährliche Angriffe zu – wir verteidigten stark und bauten unsere Führung aus. Am Ende brachten wir den Vorsprung souverän ins Ziel – Finale erreicht!
Im anderen Halbfinale setzte sich Grindel gegen Büsingen durch – das Derby gegen unsere Nachbarn war perfekt.
Final vom 15. Juli:
TV Erschwil 1………………… 0
TV Grindel……………………. 0
Pünktlich zum Anpfiff des Finals kam die Sonne zurück. Der Start verlief für uns optimal: Donovan dominierte im Zentrum und erzielte früh drei Körbe. Grindel hielt jedoch stark dagegen, das Spiel blieb ausgeglichen. Nach der regulären Spielzeit stand kein Sieger fest – Verlängerung!
In der Verlängerung vergaben wir mehrere gute Chancen. Dann passierte es: Grindel traf unter Druck des Zeitspiels heraus aus der Distanz – unser letzter Angriff blieb erfolglos.Wir mussten uns geschlagen geben und mit der Silbermedaille begnügen. Eine bittere Niederlage, die Tränen flossen – die Enttäuschung war gross.
Trotz des unglücklichen Finalverlaufs überwiegen die positiven Eindrücke: Die Spielfreude ist zurück, wir haben uns auf unser Spiel fokussiert und uns nicht von Schiedsrichterentscheiden aus dem Konzept bringen lassen. Wir blicken optimistisch auf die Rückrunde – wir sind bereit und greifen wieder an!
Tolle zwei Turniertage gehen somit zu Ende. Natürlich gratulieren wir dem Turnverein Grindel zu diesem Erfolg, bleibt doch ein weiterer Titel in unserer Region. Herzliche Gratulation unseren Korbballern zu diesem überzeugenden 2. Platz! Wir sind stolz auf Euch :-))!
Unsere Silber-Boys:

Hinten: Janis Borer, Mike Erzer, Danilo Roth, Nicola Borer, Donovan Tüscher
Vorne: Hanspeter Jeker (Coach), Nicolas Humair, Fabian Borer, Janick Erzer, Maurice Humair, Marius Spaar
Podestfoto:

Platz 1: TV Grindel; Platz 2: TV Erschwil; Platz 3: TV Büsingen
Rückblick in die Geschichte:
Erschwil gegen Grindel - wenn aus Nachbarn Rivalen werden:

Eidgenössischer Spieltag 1972 in Gossau.
Die 1973 ins Leben gerufene Korbball - Schweizermeisterschaft wird in den kommenden sechs Jahren von zwei Turnvereinen aus dem Schwarzbubenland dominiert. Dass Erschwil und Grindel wie Hund und Katze sind, kann man nicht unbedingt sagen, dass aber einiges an "Pfeffer" in desen Duellen - nicht nur auf dem Spielfeld - steckt, macht diese typische Randsportart speziell reizvoll.
Fährt man mit dem Auto von Basel nach Solothurn und fährt dabei über den Passwang, so kommt man an der Ortschaft Erschwil vorbei. Das 850-Seelen-Dorf liegt im Schatten des Passwangs und, getrennt durch einen Hügel, neben der noch kleineren Ortschaft Grindel. "Erschbel" und "Gringel" wie man im Schwarzbubendialekt die Orte nennt, sind die Korbballdominatoren der letzten Jahre. Dass es oft etwas rau zu- und hergehen soll, oder ging, kann man sich an einem Besuch kaum vorstellen. Der Grund dafür, dass es halt doch so ist, war und ist noch heute das Duell der beiden Turnvereine, die bessere Korbballmannschaft im eigenen Dorf zu haben.
1973, beim ersten Gehversuch der Korbball - Schweizermeisterschaft, schnappten sich die Turner aus Erschwil den ersten Satz Goldmedaillen. Erfolge an Turnfesten und Korbballturnieren konnten somit bestätigt und die Herrschaft in dieser Sportart untermauert werden. Die Titelverteidigung ein Jahr danach war bereits normal, doch dann war die Herrlichkeit bereits vorbei. Es lief nicht mehr so einfach, man musste sich wieder etwas einfallen lassen. Erschwil und Grindel bekämpfen sich derart heftig, dass der Meistertitel für sieben lange Jahre aus dem Schwarzbubenland verschwand. Wohl schauten fast immer Plätze auf dem Treppchen heraus, aber zum Titel reichte es vorerst nicht mehr.
1982 sicherte sich dann Erschwil seinen dritten Titel und verteidigte ihn bis 1985 mehr oder weniger souverän. Grindel, das Team aus dem 480 Einwohnern zählenden Dörfchen, kam nie über zweite Plätze hinaus. 1986 schlug für den ewigen Rivalen die grosse Stunde - man hatte "Erschbel" vom Sockel geholt. 1987 gelang dann gleich noch die Titelverteidigung. Erzrivale Grindel hat "Abonnements - Meister" Erschwil abgelöst - jedenfalls vorerst.
Die Geselligkeit im Turnverein, sowie die Tatsache, dass die Spieler praktisch alle aus dem Dorf kommen und gemeinsam viel unternehmen ist wohl der Hauptgrund dafür, dass es die kleinen Dorfvereine sind, die im Korbball den Ton angeben. Im aktuellen Titelrennen mischt neben Erschwil und Grindel mit Bachs (ZH), ein Ort mit 550 Einwohnern, ebenfalls ein "Kleiner" mit. Verschworene Gemeinschaften sind sie, die Turnvereine dieser kleinen Ortschaften.
Den Grund warum Korbball ausgerechnet zu einer Domäne der Schwarzbuben wurde, konnte man weder in Erschwil noch in Grindel nennen. Früher gab es noch andere starke Vereine, aber seit 1973 sind Erschwil und Grindel dominierend. Die Motivation, vor dem Rivalen klassiert zu sein, beflügelt. Das ewige Duell der beiden Vereine hatte schon früher vermehrte Anstrengungen mit sich gebracht. Es ist deshalb nur natürlich, dass jeder Spieler noch mehr an sich arbeitet, damit er dann im Restaurant oder in der Schule als der bessere gilt.
Mord und Totschlag gab es bei den Spielen der beiden Schwarbubenvereine nicht, aber es ging besonders früher sehr rau zu und her. Wenn Spiele zwischen den beiden Teams auf dem Programm standen, war dies über Wochen hinaus ein Thema in den Dörfern. Heute sind die Derbys fairer, denn dank den Schiedsrichtern bleiben die Spiele im Rahmen der Fairness, was früher nicht immer der Fall war. Hektischer und hitziger geht es heute am Rande des Spielfeldes zu und her. Erschwiler und Grindler haben oft Mühe dem Kontrahenten den Erfolg zu gönnen.

Kampf um den Ball - gestellte Szene für den Artikel im "Tip"
Letzter Eidgenössischer Turnfestsieg 2002 in Liestal:

Hinten: Hanspeter Jeker (Coach), Johnny Borer, Philippe Ischer, Dominik Erzer, Tobias Häner, Rainer Disler, Lukas Massimino
Vorne: Patrick Borer, Claude Spielmann, Pascal Grolimund, Tobias Holliger, Roger Grolimund