TVE / Trainer - Legenden auf der Zielgeraden
- Philippe Ischer
- 11. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Vom 7. August 2025 im Wochenblatt:
Marc Schmidlin und Hanspeter Jeker sind zwei Persönlichkeiten, die mit viel Leidenschaft, Können und Gespür im Korbball für Erfolge in Grindel und Erschwil sorgten. Am Samstag geht es in die Rückrunde und die Anzeichen verdichten sich, dass beide den (zumindest temporären) Rücktritt geben.
Sie kennen und schätzen sich, obwohl ihre Wege unterschiedlich verliefen. Marc Schmidlin — der Jüngere — ist Lehrer, wohnt in Blauen und Herz, Zeit und Leidenschaft gehören dem TV Grindel. Für Hanspeter Jeker gab und gibt es nur den TV Erschwil. Er gilt als Legende im Solothurner Dorf, aber auch im gesamten Korbball-Sport. Dabei hätte seine bewegte Jugendzeit durchaus eine andere Richtung nehmen können. «Meine Mutter hat entschieden, dass der Aufenthalt in einem Institut das Beste für meine Entwicklung ist.» Dort habe ich zum Sport gefunden, vor allem zum Ski-Langlauf», sagt er. «Es war hart, man musste an die Leistungsgrenzen gehen. Aber ich lernte damals, dass, wenn man Ziele hat, Grenzen verschoben werden können.» Jeker wurde ein guter Langläufer, obwohl er sagt, dass er bei der Ausrüstung ein «Bettler» war. Er betrieb drei Saisons Leistungssport und hatte Chancen, eine Karriere zu starten. «Ich möchte die Zeit und die Erfahrung nicht missen, aber ich sah plötzlich nicht mehr, wohin mich dieser Weg hätte führen können.» Jeker begann dann in der zweiten Mannschaft von Erschwil mit Korbball.
Bei Schmidlin verlief es ruhiger: Er betrieb mehrere Sportarten und ist auch heute nicht nur auf Korbball fixiert. Erfolge feierte er jedoch in den letzten Jahren mit Ball und Korb. «Ich spielte mich in die erste Mannschaft in Grindel, da war ich erst 16 Jahre alt.» Nach seinem Rücktritt aus der ersten Mannschaft nach 20 Saisons war er vier Jahre Trainer der Frauen-Equipe von Erschwil, später von Erschwil-Grindel. Mit dem Team gewann Schmidlin einen Schweizer-Meister-Titel. Und hier erscheinen die Parallelen zu Jeker. Der noch immer als Architekt arbeitende Erschwiler war auch Trainer der Frauen von Erschwil, wurde Schweizer Meister und feierte einen eidgenössischen Turnfestsieg. Der Schritt zu den Männern war somit naheliegend. Sieben Meister-Titel und einen eidgenössischen Turnfestsieg hat Jeker in seiner Erfolgsgeschichte mit den Männern vorzuweisen. 31 Jahre ist er jetzt Trainer und in den vergangenen Jahren sagte er immer wieder, es sei die letzte Saison. «Es macht mir noch immer grossen Spass, denn wir haben einen tollen Verein, ein ebenso tolles Team und mit Maurice Humair einen wirklichen Leader. Wenn ich an einen Rücktritt denke, dann wegen meiner Tochter (14), die sehr erfolgreich Dressurreiten betreibt. Ich will diese Zeit mit ihr nicht verpassen. Es ist also möglich, dass ich mich im Korbball zurücknehme für mehr Zeit für meine Familie.»
Schmidlin nickt bei diesen Aussagen. «Es ist bei mir sehr ähnlich. Ich habe zwei Töchter, die auch Sport treiben, und für mich ist ebenfalls wichtig, dass ich mir mehr Zeit für die Familie nehme. Was man verpasst, ist vorbei.» Schmidlin blickt auf erfolgreiche vier Jahre zurück: zwei Cupsiege, Schweizer Meister, ein Triumph am Kantonalen Turnfest 2024 — und in diesem Jahr holte Grindel mit ihm den Titel am Eidgenössischen Turnfest. «Ich sagte vor der Fahrt ans Eidgenössische in Lausanne, dass ich bei einem Sieg Ende Saison wahrscheinlich zurücktrete. Denn dann habe ich alles gewonnen.» In Lausanne kam es zu einer speziellen Situation: Im Final standen sich Grindel und Erschwil gegenüber. Beide Trainer kitzelten alles aus ihren Spielern heraus und boten den Zuschauenden ein Top-Spiel. Grindel entschied das Spiel Sekunden vor Ende der Verlängerung. «Zuletzt mussten wir den Kürzeren ziehen», lacht Jeker. In der laufenden Saison, die noch drei Runden und neun Spiele dauert, hat Grindel leicht bessere Karten. Aktuell liegen wir zwei Punkte hinter Pieterlen, während Erschwil bereits sechs Punkte Rückstand hat. «Schon am Samstag spielen wir gegen den Leader aus Pieterlen. Die Saison wird nicht entschieden, aber mit einem Erfolg könnten wir die Meisterschaft offenhalten», betont Schmidlin. Er bekommt von Jeker einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken. «Ja, wir drücken euch die Daumen», lacht er. «Wenn Grindel siegt, haben wir die Chance näherzukommen. Aber wir müssen am Samstag alle drei Spiele gewinnen.» Vom Wunsch, vor einem möglichen Abgang einen Titel zu holen, spricht keiner. «Wir möchten noch eine Medaille», sagen beide.
Ob sie das Zepter einem Nachfolger übergeben, ist also noch unklar. Beide lassen die Tür einen Spalt offen.

Offene Fragen: Hanspeter Jeker (links) und Marc Schmidlin freuen sich auf die zweite Saisonhälfte. Wer setzt sichdurch und wird es die letzte Saison?Foto: eh-presse
07.08.2025Edgar Hänggi


